Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wird bei einer Revitalisierung die gesamte Mauer abgebrochen?
Nein; bei einer Revitalisierung würden nur die Mauerbereiche betroffen, wo ein Abbruch der Mauer sinnvoll und möglich ist
Dies wurde bereits am Informationsanlass vom 13.3.2014 von Dr. Marco Baumann (Leiter Abt. Wasserbau/Wasserwirtschaft, Amt für Umwelt, TG) so präsentiert. Der Fokus der Revitalisierungsplanung liegt auf der Wiederherstellung von dynamischen Fliessgewässern und naturnahen Ufern.Bei der Festlegung von Revitalisierungsabschnitten werden die Prioritäten durch die strategische Planung des Kantons, den baulichen Zustand der Ufermauer, Schutzgüter, Besitzverhältnisse, etc. bestimmt. Dafür wird ein Gesamtkonzept für die Ufersanierung erarbeitet und etappenweise umgesetzt.
Ist eine etappenweise Revitalisierung möglich?
Ja; Zusammenhängende Abschnitte sind pro Revitalisierungs-Etappe normalerweise zwischen 200-300 Metern lang.
Dieses etappenweise Vorgehen wird von den für den Uferunterhalt Verantwortlichen des Kraftwerks Schaffhausen bevorzugt, da sich damit die Eingriffe ins Ufer und ins Ufergehölz in einem für die Natur verdaubaren Rahmen halten.
Für Diessenhofen wäre dieses Vorgehen besonders sinnvoll, da sich die Bevölkerung am konkreten Beispiel - in einem überschaubaren Abschnitt - ein Bild des renaturierten Ufers, sowie des Verlaufs und der Ausgestaltung des Uferwegs machen könnte.
Wo würde der Uferweg nach einer Revitalisierung verlaufen?
Der abwechslungsreiche Uferweg würde so nahe wie möglich am Ufer verlaufen
Der Uferweg zwischen Diessenhofen und der Schupfi würde erhalten und weiterhin beschattet im Uferbereich verlaufen.
Am Informationsanlass vom 13.3.2014 wurde von Dr. Marco Baumann (Leiter Abt. Wasserbau/Wasserwirtschaft, Amt für Umwelt, TG) folgendes festgehalten
- Wegverbindungen bleiben bestehen
- Ausbaustandard gemeinsam festlegen
- Unterhalt mit Kleinfahrzeugen
- Kinderwagentauglich
Bleibt das Kraftwerk Schaffhausen auch für den Uferunterhalt der revitalisierten Ufer zuständig?
Ja; die Kraftwerk Schaffhausen AG ist auch nach der Revitalisierung/Renaturierung für den Uferunterhalt, bzw. die Pflege des betroffenen Uferabschnitts gemäss Konzessionsbestimmungen zuständig.
Hält ein Flachufer den Wellen stand?
Ja; Kiesufer mit einem Gefälle von bis zu 20% halten den Wellen stand und brauchen sehr wenig Unterhalt
Eine Studie der ETH zu diesem Thema sowie Erfahrungen des Kraftwerk Schaffhausen beim Unterhalt des Rheinufers zeigen, dass:
"Als Verantwortliche für den Uferschutz beim Kraftwerk Schaffhausen haben wir seit 30 Jahren wertvolle Erfahrungen sammeln können. Die renaturierten Ufer halten jedem Hochwasser und dem Wellenschlag der Motorboote stand, sofern sie korrekt ausgeführt wurden" - Quelle Kraftwerk Schaffhausen, Abteilung Uferunterhalt (Link zu Dokument)
"Sollen Verbauungen dauerhaft sein, so sind verschiedene bauliche Regeln einzuhalten: Sich vertiefende Flussohlen im Uferbereich sind durch Kiesschüttungen (ohne Feinmaterial), Geröll und Schroppen zu stabilisieren. Damit wird ein rückschreitender Erosionsraum und die Zerstörung von Schilfgürteln gebremst . Kiesschüttungen sind nur bis zu Neigungen von etwa 1 : 5 beständig. Bei Feinmaterial ist die Grenzneigung noch wesentlich geringer" - Quelle: Studie ETH zur Wellenerosion am Rhein
Ist die Revitalisierung des Ufers wirtschaftlich vertretbar?
Ja; nach einer Renaturierung ist nur noch mit einem minimalen Unterhaltsaufwand zu rechnen
Erfahrungen des Kraftwerks Schaffhausen zeigen:
"Der Unterhalt der alten, ziemlich baufälligen Mauer ist zunehmend aufwändig und teuer. Nach einer Renaturierung ist nach Erfahrungen des Kraftwerkes nur noch mit einem minimalen Unterhaltsaufwand zu rechnen. Eine Renaturierung lohnt sich mittelfristig also wirtschaftlich und auch in ökologischer Hinsicht." - Quelle Kraftwerk Schaffhausen, Abteilung Uferunterhalt
Ist es wahr, dass an renaturierten Ufern lastwagenweise Kies nachgeschüttet werden musste?
Nein; es musste keinerlei Kies nachgeschüttet werden - das renaturierte Ufer hält den Wellen stand
Zu Presseberichten, die den Eindruck erweckten, dass in den renaturierten Bereichen ständig nachgebessert werden muss, hat sich das Kraftwerks Schaffhausen wie folgt geäussert:
- "Renaturierte Ufer haben bei korrekter Ausführung jedem Hochwasser und dem Wellenschlag widerstanden."
- "Hinweise, die den Eindruck erwecken, bei den renaturierten Ufern müsste dauernd Kies nachgeschüttet werden, sind schlicht falsch. Einzig im unteren Teil der Badi Gailingen mussten aus ästhetischen Gründen Anpassungen vorgenommen werden. Hier hat das Hochwasser im Frühsommer 2013 kleinere Schäden verursacht, bevor sich die Ansaat in der Böschung verwurzelt hatte."
- "Das veröffentlichte Bild in einer irreführenden Stellungnahme der "Gruppierung für den Schutz unserer Rheinlandschaft" (Thurgauer Zeitung und Bote vom Untersee und Rhein) zeigt den Installationsplatz einer neuen Baustelle auf dem Gailinger Ufer und nicht angebliche Reparaturarbeiten an bestehenden Flachufern."
- "Der Zugang zu den renaturierten Ufern ist jederzeit gewährleistet und die Uferwege bleiben erhalten."
- "Untersuchungen zeigen, dass die Artenvielfalt an den neu gestalteten Ufern markant zunimmt " - Link zu Dokument
Wie sieht die Ökobilanz beim Abbruch der Mauer aus?
Über die gesamte Lebensdauer der ausserhalb des städtischen Bereichs gelegenen Uferverbauungen wurden weder wirtschaftliche noch ökologische Vorteile erzielt!
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung unserer Überlegungen zur Oekobilanz über den gesamten Lebenszyklus der Diessenhofer Ufermauer im nicht urbanen Bereich.
Nutzen
- Erstellung/Finanzierung: Die Mauer wurde vor rund 90 Jahren als Arbeitsbeschaffungsmassnahme erstellt und durch Steuergelder finanziert
- Wirtschaftlicher Nutzen: Wurde nie erzielt - z.B. Kulturland, elektrische Energie, Verhinderung von Hochwasserschäden, etc.
- Ökologischer Nutzen: Für die Natur hat die Mauer nur negative Auswirkungen - z.B. Verschlechterung Lebensraum für Vögel, Wild und Fische
- Nutzen für Bevölkerung: Die Bevölkerung profitiert von einem auf der Mauer angelegten Wanderweg - der auch an einem natürlichen Ufer verlaufen könnte - und hat dafür den Zugang zum Ufer/Gewässer verloren
Schlussfolgerung
- Über die gesamte Lebensdauer der ausserhalb des städtischen Bereichs gelegenen Uferverbauungen wurden weder wirtschaftliche noch ökologische Vorteile erzielt.
- Der Unterhalt der alten, ziemlich baufälligen Mauer ist zunehmend aufwändig und teuer. Nach einer Renaturierung ist nach Erfahrungen des Kraftwerkes nur noch mit einem minimalen Unterhaltsaufwand zu rechnen. Eine Renaturierung lohnt sich mittelfristig also wirtschaftlich und auch in ökologischer Hinsicht.
- Mit jedem Tag des Bestehens der Uferverbauung verschlechtert sich deren Oekobilanz.
Ausblick: Wissenschaftliche Oekobilanz
Zur umfassenden Information zum Thema „Oekobilanz Rheinuferverbauungen im nicht-urbanen Bereich Diessenhofen", haben wir bei einer schweizerischen Hochschule angeregt, eine solche im Rahmen einer Diplomarbeit zu erstellen. Über die Resultate halten wir sie auf dem Laufenden.
Weitere Details: Oekobilanz Mauer Rheinufer – Diessenhofen Ost
Warum ist die Revitalisierung für bedrohte Fischarten wie Äschen und Forellen wichtig?
Kiesige Naturufer sind die Voraussetzungen zum Überleben der Fischbrütlinge
Äschen und Forellen legen ihre Eier in kiesigen Laichgruben ab. Dort liegen die Eier dann bis zum Schlüpfen der Brütlinge (Larven) mehrere Wochen zwischen den Kieselsteinen. In dieser Lebensphase ist klares, sauerstoffreiches Wasser überlebenswichtig.
Nach dem Schlüpfen benötigen die Brütlinge geschützte Uferbereiche mit leicht fliessendem Wasser. Ist die Strömung zu stark, werden sie weg geschwemmt. Kiesige Naturufer bieten die besten Voraussetzungen für das Überleben dieser Jungfische.
Erst nach diesen zwei Stadien sind die Jungfische in der Lage sich im Fluss zu verteilen und heranzuwachsen. Wenn also nicht genügend seichte Kiesufer nahe bei den Läichplätzen vorhanden sind, ist es um die Überlebenschance der Brütlinge schlecht gestellt.
Werden Jungfische durch die Wellen nicht auf die Flachufer geschleudert und verenden?
Nein; Studie der Gewässerökologen Guthruf kam zum Schluss, dass Jungfische durch die Wellen nicht aufs Kiesufer geschleudert werden
In der Studie "Abklärungen zu einem Renaturierungsprojekt am Rhein" der Aquatica GmbH - in der spezifisch auf die Auswirkungen von Schiffswellen auf Aeschenbrütlinge eingegangen wurde - kamen die Dres. Guthruf zu folgendem Schluss:
"Sicher ist aber, dass Aeschenlarven an natürlichen Flachufern nicht merklich durch Schiffswellen beeinträchtigt werden - solche Abschnitte wirken eher als Refugien für Larven aus unstrukturierten Strecken"
Link zur Studie: Abklärungen zu einem Renaturierungsprojekt am Rhein