Fakten zur geplanten Revitalisierung

Antworten zur Revitaliserung des Diessenhofer Rheinufers - Umfang, Auswirkungen, Kosten, gesetzliche Grundlagen

 Von verschiedenen Seiten wurde die IGRA zu den geplanten Revitalisierungsarbeiten am Rheinufer östlich von Diessenhofen kontaktiert und um Klarstellungen gebeten – was wir auch gerne tun. Wir sehen unsere Aufgabe u.a. darin die interessierte Öffentlichkeit sachlich zu diesem Thema zu informieren. So haben wir z.B. am 13. Mai eine öffentliche Besichtigung von revitalisierten Uferbereichen organisiert, bei der Fachleute aus Uferbau/Unterhalt und Fischerei informierten und Fragen beantworteten.

Verschwindet der Uferweg bei einer Revitalisierung?

Die aktuelle Planung sieht vor den Uferweg in mindestens der gleichen Qualität wie heute zu erhalten.

Halten Flachufer der Erosion stand?

Die Studie der ETH „Wellenerosion am Rhein“ (Prof. D. Vischer) hält fest, dass korrekt ausgeführte Kiesufer am Hochrhein (Neigung 20% oder kleiner) dem Wellenschlag und der Erosion standhalten. Dies wurde in der Vergangenheit auch an diversen revitalisierter Uferbereichen bewiesen, z.B. Badi St. Katharinental., Koler (gegenüber St. Katharinental), etc.

Bei der Gailinger Badi waren Nacharbeiten nötig, wieso?

Die Erosionsschäden bei der Gailinger Badi wurden von zu steil angelegten Ufern hervorgerufen. Dies wurde in der Zwischenzeit korrigiert.

Aktuell ist eine „ausgewaschene“ Kante auf Höhe des Wasserspiegels sichtbar (Bereich der Wellen), diese stammt daher, dass sich die Feinanteile im Sand durch den Kontakt mit dem Wasser senken und verdichten.

Wer bezahlt den Uferunterhalt?

Im Rahmen der Konzession für den Kraftwerkbetrieb ist das Kraftwerk Schaffhausen (KWS) für den Unterhalt des Rheinufers im gesamten Staukegel zuständig (bis ca. Schupfi). Die Diessenhofer Mauer liegt in diesem Staubereich und das KWS ist somit für den Unterhalt verantwortlich. Dafür arbeiten sie eng mit den Kantonen SH, ZH, TG zusammen. Unterhaltsarbeiten werden im Auftrag des jeweiligen Kantons durchgeführt.

Wer bezahlt die Kosten für die Revitalisierung?

Das KWS hat selbst Interesse an der Revitalisierung, einerseits aus ökologischen Gründen (Clean Solution Oeko-Strom), andererseits aber auch weil naturnahe Ufer auch kosteneffizient unterhalten werden können. Dazu hat das KWS einen zweckgebundenen Oeko-Fonds eingerichtet, der mit einem Rappen/KWh Oeko-Strom gespiesen wird und ausschliesslich für Revitalisierungen eingesetzt wird. Siehe Link

Der Finanzierungschlüssel wird jeweils pro Projekt definiert. Einzelne Projekte wurden in der Vergangenheit zu 100% vom KWS finanziert, bei anderen wurden die Kosten auf Bund/Kanton/KWS verteilt.

Ist die Revitalisierung gesetzlich abgestützt?

2011 trat das neues Gewässerschutzgesetz und die entsprechende Verordnung (GSchV) in Kraft, das vom Parlament als Gegenvorschlag zur Initiative "Lebendige Wasser" ausgearbeitet wurde. Anfangs Mai 2017 wurde die GSchV vom Bund nochmals angepasst und sieht vor, dass die Regionen mit den grossen Flüssen wie Rhein, Rhone, Reuss oder Aare - wegen des grossen Erholungswerts und ökologischen Nutzens - für Renaturierungen besonders in den Fokus rücken. Quelle Link

Warum das Diessenhofer Ufer?

Die Diessenhofer Mauer ist rund 85 Jahre alt und auf der ganzen Länge sanierungsbedürftig. Es muss etwas gemacht werden damit der Wanderweg auch in Zukunft erhalten bleibt. Ob ein "Flicken" gesetzeskonform und auch aus finanzieller Sicht sinnvoll wäre ist sehr fraglich.

Der Hochrhein ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung eingetragen und das hart verbaute Rheinufer östlich von Diessenhofen wurde 2014 in die „Strategische Revitalisierungsplanung“ von Kanton und Bund mit Nutzen und Priorität hoch aufgenommen.

Zusätzlich gilt die Strecke zwischen Schaffhausen und Stein am Rhein als die - bzgl. natürlicher Reproduktion der Äsche - bedeutendste Flussstrecke Mitteleuropas.

Was soll denn genau gemacht werden?

Der Kanton hat einerseits ein Konzept ausgearbeitet für die Sanierung des ganzen TG Rheinufers und eine Pilotstrecke Diessenhofen definiert. Die erste Realisierungseinheit dieser Pilotstrecke betrifft die Riiwis (ca. 250m zwischen Rheinsäge und Bleichi).

Bemerkung: Im Anschluss an den "runden Tisch" vom 16. Februar 2018 mit Regierungsrätin Carmen Haag hat der Kanton angekündigt die Strecke Schupfen - Camping Läui zeitnah zu revitalisieren. Die restlichen Bereiche sollen zurück gestellt werden, bis das Konzept Ufersanierung Hochrhein (Stand April 2017) gemäss der Stellungnahme des BAFU überarbeitet wurde.

Weitere Verzögerungen sind für die nicht nachvollziehbar und wir erwarten, dass die Riiwis in den nächsten zwei Jahren ebenfalls revitalisiert wird. Siehe Kompromissvorschlag IGRA und Medienmitteilung GV 2018