IGRA Newsletter 2016-12

Informationen zum aktuellen Stand der Rheinufer-Revitalisierungen - Ende Dezember 2016

Liebe Rheinfreunde

Herzlich willkommen zur fünften Ausgabe des IGRA Newsletters!

Nach der Generalversammlung im Juni waren wir alle gespannt auf die Resultate des vom AFU in Auftrag gegebenen Gesamtkonzepts für die Sanierung des TG Rheinufers und besonders der Pilotstrecke Diessenhofen.

Gemäss Planung hätten diese Resultate im Verlauf des Sommers 2016 vorgestellt, diskutiert und finalisiert werden sollen. Enttäuscht nehmen wir zu Kenntnis, dass das AFU gemachte Zusagen ein weiteres Mal weder terminlich noch inhaltlich einhält.


 

Aktueller Stand

Auf Nachfrage der IGRA wurden die betroffenen Gemeinden und wir informiert, dass die Prioritäten anders gesetzt wurden, dass es aber jetzt weiter gehen soll. Das Team der Abteilung Wasserbau plant folgendes Vorgehen:

  • Januar 2017: Vorstellen Vorschlag für weiteres Vorgehen bei Departementschefin DBU
  • Ab Februar 2017: Information der Diessenhofer Bevölkerung zur Pilotstrecke

Die permanente Nichteinhaltung von Terminen und Zusagen des AFU ist aus Sicht der IGRA unverständlich. Ebenfalls können wir nicht nachvollziehen, wieso der Kanton Thurgau – im Gegensatz zu den Kantonen Schaffhausen und Zürich - im Konzessionsgebiet nur eingeschränkt mit dem Kraftwerk Schaffhausen (KWS) zusammenarbeitet und damit Mehr-Aufwand/Kosten in Kauf nimmt. Ein enger Einbezug der „Rheinmacher“ würde die finanziellen und personellen Ressourcen des Kantons Thurgau schonen und die Schaffung eines für Erholungssuchende und Tierwelt optimalen Rheinufers sicherstellen.

Aber es gibt auch Positives zu berichten:
 

Rheinufer unterhalb Katharinental wird naturnah

Wie Sie sicherlich gesehen haben werden momentan unterhalb der Katharinentaler Badi zwei Bereiche revitalisiert - Galgenacker Ost und Galgenacker West.

Abbildung 1: Entfernen der Betonmauer zur Schaffung eines natürlichen Ufers

Hochwasserschutz besser als mit Betonmauer

In beiden Bereichen wurde die bestehende Betonmauer entfernt und ein auf rund 1000 m3/sec ausgelegter, natürlicher Hochwasserschutz geschaffen - die abgebrochenen Betonplatten waren für eine Wasserführung von 850 m3/sec dimensioniert - d.h. mit der Renaturierung wurde der Hochwasserschutz verbessert.

Abbildung 2: Hochwasserschutz besser als mit Betonverbauung

Bereich Galgenacker Ost

Im Bereich Galgenacker Ost (ca. 500m unterhalb St. Katharinental) wurden die bestehenden Betonplatten - welche punktuell bereits zusammengebrochen waren - auf einer Länge von 190 Metern abgebrochen.

Abbildung 3: Rheinufer Galgenacker Ost vor Renaturierungsarbeiten

Um den an das Ufer angrenzenden Steilhang und insbesondere den Wanderweg zu schützen wurde in diesem Bereich ein Kiesflachufer mit einer maximalen Neigung von 1:5 erstellt. Der oberste Bereich wurde anschliessend mit einheimischen Sträuchern und wasserseitig mit einigen Weiden und Schwarzerlen bepflanzt.

Abbildung 4: Rheinufer Galgenacker Ost nach Renaturierungsarbeiten

Bereich Galgenacker West

Im Bereich Galgenacker West wurden - rheinaufwärts an das bereits renaturierte Ufer anschliessend - die bestehenden Betonplatten auf einer Länge von 100 Metern abgebrochen. Zum Schutz des an das Ufer angrenzenden Steilhanges und insbesondere des Wanderweges werden in diesem Bereich im Februar / März 2017 sogenannte Weidenspreitlagen eingebaut (Grünverbau) und das Ufer mit einzelnen Weiden und Schwarzerlen bepflanzt.
 

Deutsches Rheinufer mehrheitlich revitalisiert

Von Frühling bis Herbst 2016 war das KWS mit der Revitalisierung des rechten Rheinufers oberhalb der Gailinger Badi beschäftigt. Kaum war der Bagger weg sah man schon Familien und andere Erholungssuchende an den nun einladenden und gut zugänglichen Ufern die wunderschöne Natur geniessen.

Abbildung 5: Erholungsuchende geniessen die neu geschaffenen und zugänglichen Ufer

Abbildung 6: Hier möchte man den Gailnger Bürgermeister zitieren: „Das nenne ich ein ordentliches Ufer“

Bereich östlich Rheinuferpark

Bereits im Winter 2015/16 wurde mit Renaturierungsarbeiten oberhalb des Rheinuferparks begonnen. Diese Arbeiten wurden im September / Oktober 2016 weitergeführt und abgeschlossen. Somit konnte der gesamte künstliche Uferschutz (ins Kiesufer eingebaute Porphyrsteine) im Bereich Rheinuferpark Gailingen bis unterhalb Mühle Obergailingen auf einer Länge von rund 500 Metern entfernt werden.
In Absprache mit den Grundeigentümern wird der Uferabschnitt wieder vollständig der Dynamik des Rheins überlassen; es wurde kein naturnaher Uferschutz (Kiesflachufer oder dgl.) erstellt. In diesem Uferabschnitt werden wieder kleinere Erosionen stattfinden, welche zusätzliche wertvolle Strukturen entstehen lassen.

Abbildung 7: Der Rhein gestaltet sein Ufer selbst

Ebenfalls wird bewusst in Kauf genommen, dass einzelne Bäume in den Rhein stürzen, wodurch ebenfalls Kleinstrukturen, insbesondere für Fische entstehen - solche Bäume werden dann allerdings gesichert, damit sie nicht von der Strömung mitgerissen werden.

Abbildung 8: Umgestürzte Bäume bieten vielfältigen Lebensraum

Bereich östlich Obergailingen

Ebenfalls im Winter 2015/16 wurde auch mit Renaturierungsarbeiten oberhalb der Mündung des Schleiffenbaches (bei der Kappelle Obergailingen) begonnen. Diese Arbeiten wurden im September / Oktober 2016 weitergeführt und abgeschlossen. Im unteren Teil des rund 1 Kilometer langen Projektgebietes wurde eine massive Betonmauer entfernt, im oberen Teil wurden die bestehenden Kalksteinverbauungen abgebrochen.

Abbildung 9: Die abgebrochene Ufermauer vor dem Abtransport

Somit konnten sämtliche Uferverbauungen im Bereich zwischen der Mündung des Schleiffenbaches bis zum Ende des Zuständigkeitsbereiches des Kraftwerks Schaffhausen (vis-à-vis Zeltplatz Läui) auf einer Länge von rund 1 Kilometer abgebrochen werden.
In Absprache mit den Grundeigentümern wird der Uferabschnitt ebenfalls vollständig der Dynamik des Rheins überlassen. Dadurch entstehen vielfältige Biotope für die gesamte im und am Rhein lebende Tierwelt. Es ist zu erwarten, dass diese vielfältigen Kleinstrukturen u.a. als geschützte Lebensräume für Jungfische dienen werden und damit auch den Bestand der Rheinäsche positiv beeinflussen.

Abbildung 10: Reich strukturierte Ufer bieten  Lebensraum für viele Tiere, u.a. auch für Jungfische

Projekte Januar-März 2017

Folgende Projekte werden diesen Winter/Frühling durchgeführt.
 

Bereich Bruggechopf (östl. Schaarenwies)

In diesem Bereich wird die bestehende Ufermauer auf einer Länge von 70 Metern abgebrochen. Landseitig wird ausserdem ein grösserer Amphibienweiher, sowie eine „Fischbucht“ erstellt.
 

Bereich östl. Paradies

Im Bereich östlich des Restaurants Paradies werden die bestehenden Betonplatten auf einer Länge von ca. 60 Metern abgebrochen. Zum Schutz der dahinter liegenden Wiese wird in diesem Bereich ein naturnahes Kiesflachufer erstellt.
Anschliessend an diesen Uferbereich werden auf einer Länge von 160 Metern die bestehenden Steinsatzverbauungen abgebrochen. In Absprache mit den Grundeigentümern wird der Uferabschnitt wieder vollständig der Dynamik des Rheins überlassen; es wird kein naturnaher Uferschutz (Kiesflachufer oder dgl.) erstellt.
 

In eigner Sache

Und hier noch ein paar Informationen in eigener Sache.
 

Besichtigung neu revitalisierte Uferbereiche

Im Frühling 2017 planen wir eine öffentliche Besichtigung der neu revitalisierten Uferbereiche durchzuführen. Zu diesem Anlass sind alle Interessierten herzlich eingeladen und werden von kompetenter Seite Informationen zur Gestaltung, Ausführung sowie zu ökologischen Aspekten erhalten.
Dieser Anlass wird zwischen Mitte April und Anfang Mai stattfinden – wir halten Sie auf dem Laufenden.
 

Vakanz im Vorstand

Bedingt durch eine berufliche Neuausrichtung wird Urban Brütsch auf die GV 2017 aus dem Vorstand der IGRA austreten. Wir bedauern dies sehr, da er -  u.a. auch durch seine Kontakte als Kantons- und Stadtrat – sehr viel für die Anliegen der IGRA tun konnte. Danke Urban!
Für uns heisst das, dass wir eine Vorstandsposition neu besetzen müssen. Es wäre schön, wenn sich jemand einen „Schupf“ geben und sich für die Mitarbeit im Vorstand zur Verfügung stellen würde, der Aufwand hält sich wirklich in Grenzen.


Wir wünschen Ihnen ein unbeschwertes, gesundes und glückliches 2017
IG Rheinuferaufwertung