Überlegungen zur Oekobilanz - Mauer Rheinufer Diessenhofen Ost

 

Zusammenfassung

Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung unserer Überlegungen zur Oekobilanz über den gesamten Lebenszyklus der Diessenhofer Ufermauer im nicht urbanen Bereich.

Nutzen

  • Erstellung/Finanzierung: Die Mauer wurde vor rund 90 Jahren als Arbeitsbeschaffungsmassnahme erstellt und durch Steuergelder finanziert
  • Wirtschaftlicher Nutzen: Wurde nie erzielt - z.B. Kulturland, elektrische Energie, Verhinderung von Hochwasserschäden, etc.
  • Ökologischer Nutzen: Für die Natur hat die Mauer nur negative Auswirkungen - z.B. Verschlechterung Lebensraum für Vögel, Wild und Fische
  • Nutzen für Bevölkerung: Die Bevölkerung profitiert von einem auf der Mauer angelegten Wanderweg - der auch an einem natürlichen Ufer verlaufen könnte - und hat dafür den Zugang zum Ufer/Gewässer verloren

Schlussfolgerung

  • Über die gesamte Lebensdauer der ausserhalb des städtischen Bereichs gelegenen Uferverbauungen wurden weder wirtschaftliche noch ökologische Vorteile erzielt.
  • Der Unterhalt der alten, ziemlich baufälligen Mauer ist zunehmend aufwändig und teuer. Nach einer Renaturierung ist nach Erfahrungen des Kraftwerkes nur noch mit einem minimalen Unterhaltsaufwand zu rechnen. Eine Renaturierung lohnt sich mittelfristig also wirtschaftlich und auch in ökologischer Hinsicht.
  • Mit jedem Tag des Bestehens der Uferverbauung verschlechtert sich deren Oekobilanz.

Ausblick: Oekobilanz Schweizer Hochschule

Zur umfassenden Information zum Thema „Oekobilanz Rheinuferverbauungen im nicht-urbanen Bereich Diessenhofen", haben wir bei einer schweizerischen Hochschule angeregt, eine solche im Rahmen einer Diplomarbeit zu erstellen. Über die Resultate halten wir sie auf dem Laufenden.

Definition Oekobilanz

Begriffserklärung:

Eine Oekobilanz kann für alle Produkte in allen Branchen erstellt werden und betrachtet den ganzen Lebenszyklus von der „Wiege bis zur Bahre"

Man kann die Oekobilanz der Ufermauer, gedanklich auch mit der Oekobilanz jedes anderen Bauwerks vergleichen:

  • Herstellung: Bau
  • Nutzung: Z.B. Energielieferant
  • Erneuerung/Abbruch: Entsorgung (Deponie / Recycling, Müll)

Oekobilanz = Lebenszyklusanalyse - das heisst; eine systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während des gesamten Lebensweges oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkts der Verarbeitung ist dazu notwendig.

Eine Oekobilanz ist äusserst komplex. Wichtig sind jedoch deren Definition und Elemente

Elemente der Oekobilanz

Zu einer Analyse gehören sämtliche Umwelteinwirkungen wie

  • Herstellung: (Rohstoffe, Primärenergien)
  • Nutzung: (Verarbeitung, Pflege, Unterhalt)
  • Erneuerung: (Renovation, Sanierung, Abbruch, Rückbau)
  • Entsorgung: (Wiedergebrauch, Recycling, Deponie, Verbrennung)
  • Umweltbelastung: (Z. B. Baustoffe wie Beton Energie, Transport etc.)
  • Umweltnutzung: (Z. B. Artenvielfalt der Fauna und Flora, Biodiversität, Aussehen, landschaftlicher Wert)

Der Begriff der Bilanz wird bei der Oekobilanz im Sinne von einer Gegenüberstellung verwendet. Sie ist nicht mit der Bilanz in der Buchhaltung zu vergleichen. Die Oekobilanz wird nach ISO 14040 und ISO 14044 erstellt.

Oekobilanzierung Ufermauer Diessenhofen Ost

Im konkreten Fall ist die Mauer das Produkt.

Eine korrekte Bilanzierung ist äusserst schwierig vorzunehmen, wurden doch zum Zeitpunkt Null (Urzustand) keine Daten erhoben. Ein Vergleich lässt sich aber trotzdem gut nachvollziehen :

Herstellung: Der Bau der Mauer 1923 war äusserst aufwendig (Energie in Form von Arbeit, Transport, Materialien).

  • Herstellung und Verbau von x - Tonnen Beton
  • Transport von Kies und Zement

Nutzung: Während 90 Jahren wurde die Natur (Biodiversität , Artenvielfalt) auf der ganzen Mauerlänge negativ beeinflusst.

  • Unterhalt (Quelle Kraftwerk SH):
    • Die Reparatur der Ufermauer ist ziemlich aufwendig. Vor allem weil die Mauer unterdessen wirklich alt ist und überall Schäden aufweist.
    • Letzten Sommer wurde der Wanderweg kurzfristig geschlossen, weil notfallmässig eine kostenintensive Reparatur durchgeführt werden musste. Solche grösseren Reparaturen werden in den nächsten Jahren vermehrt notwendig werden.
  • Nebst dem Gehen auf der Mauer gibt es keine positive Nutzung.

Erneuerung: Bis heut wurden schätzungsweise (Quelle Kraftwerk SH) Fr. 100'000.- an Reparaturen oberhalb der Rheinsäge verbaut.

  • Zitat Kraftwerk SH: „Unsere Erfahrung hat ergeben, dass fachmännisch sanierte Ufer in Zukunft praktisch keinen Aufwand mehr benötigen".
  • Mittelfristig ist also eine Renaturierung auch wirtschaftlich sinnvoll.

Abbruch: Der Abbruch der Mauer d. h. das Gelände wieder in die ehemalige, natürliche Ufergestaltung zurückführen und dem Rhein die ureigene Vitalität zurückgeben (Urzustand) ist Teil der Oekobilanz „ Ufermauer".

Entsorgung: Betonplatten werden abgeführt und mindestens teilweise recycliert.

Umweltnutzung:

  • Nach Abbruch der Mauer ist das biologische Gleichgewicht der Fauna und Flora, die Biodiversität wieder hergestellt. Auch fisch-biologisch sind grosse Vorteile zu erwarten.
  • Im Weiteren sind praktisch keine Unterhaltsarbeiten mehr vorzunehmen. Die Lebensdauer eines Naturufers ist unbeschränkt. Auch ist der landschaftliche Mehrwert nicht zu unterschätzen.
  • Die Nutzung der renaturierten Ufer für Mensch und Tier wird erleichtert.
  • Ein Naturufer wird uns in den nächsten x - hundert Jahren kaum mehr belasten und die Natur nachhaltig positiv beeinflussen.